Karla Bernhard-Rath, Rot-Kreuz-Brief, 1941

Datum Entstehung
30.10.1941
Herkunft
Privatarchiv Karla Yaron


Beschreibung

Rot-Kreuz-Brief der Jawne-Schülerin Karla Bernhard-Rath (später Karla Yaron) vom 30. Oktober 1941 an ihrer Mutter Paula Bernhard in Düsseldorf.

Karla konnte bereits im Sommer 1939 mit einem Kindertransport nach England ausreisen und lebte gemeinsam mit einer Gruppe von Mitschülerinnen im Jawne-Hostel Waterloo Rad 391 in Manchester.

Der Text des am 30. Oktober 1941 von Karla Bernhard-Rath versendeten Briefes lautet:

Geliebte Mutti.
Sind glücklich uber Dein Cubairsum
(Anm.: gemeint ist Cuba-Visum)
und hoffen auf Deine baldige Reise.
Eva, Kurt, Marianne wir gesund und zufrieden.
Innige Grusse u. Kusse.
Karla

Anmerkungen

Karla hat diesen Brief an die Grimmstraße 36 in Düsseldorf verschickt. Die Grimmstraße 36 war zu diesem Zeitpunkt eines der sogenannten Judenhäuser (Ghettohäuser), in denen zwangsentmietete Juden und Jüdinnen wohnen mußten, deren Wohnungen "arisiert" und der nichtjüdischen Bevölkerung zur Verfügung gestellt wurden. Wie es scheint hatte Paula Bernhard die Aussicht nach Kuba emigrieren zu können.

Nur wenige Tage nachdem Karla den Brief versendete, wurde ihre Mutter Paula am 10. November 1941 gemeinsam mit fast 1.000 weiteren jüdischen Menschen, die meisten von ihnen aus Düsseldorf, Essen und Wuppertal, in das Ghetto Minsk (Weißrussland) deportiert. Das weitere Schicksal und Sterbedatum von Paula Bernhard ist nicht bekannt.

Wer den Rot-Kreuz-Brief beantwortete und an Karla zurücksendete ist leider unklar, da noch kein Foto von der Rückseite des Dokuments angefertigt werden konnte. Der durch das Dokument durchgedrückte und schlecht lesbare Antworttext scheint jedoch die Nachricht über die Deportation von Paula Bernhard nach Minsk zu beinhalten.

Die Rot-Kreuz-Briefe

Der Postkontakt in Länder die sich mit Deutschland im Krieg befanden, war Privatpersonen ab 1940 verboten. Über einen Nachrichtendienst des Internationalen Roten Kreuzes war es jedoch möglich maximal 25 Worte persönlichen Inhalts zu versenden. Eine Antwort bestehend aus ebenfalls höchstens 25 Wörtern konnte auf die Rückseite des Formulars geschrieben und zurückgesendet werden. Die sogenannten Rot-Kreuz-Briefe sind in vielen Fällen das letzte Lebenszeichen von den Eltern, Kindern oder anderen Verwandten, das den überlebenden Angehörigen nach dem Krieg blieb.

Mehr Information

Über die Deportation von fast 1.000 jüdischen Menschen von Düsseldorf nach Minsk am 10. November 1941 informiert auch das Online-Projekt Statistik des Holocaust. Die Deportationslisten der Gestapo, auf denen sich auch der Name von Paula Bernhard befindet, sind dort ebenfalls abgebildet und einsehbar. 

VIDEO-INTERVIEW

Über ihre Mutter und ihre Familie berichtet Karla Yaron auch in einem lebensgeschichtlichen Video-Interview aus dem Jahr 2012, dass sich unter www.leftovers.de anschauen lässt.

Links

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