Verdienter Lohn, Aufsatz von Jonas Königshöfer, 1933
Beschreibung
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Anmerkungen
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Transkript
Klassenaufsatz
Verdienter Lohn
Im Schwarzwald, nahe am Rhein, lebte in einem kleinen Dorfe eine zufriedene, fromme, jüdische Familie. Der Vater war Holzfäller und ernährte seine Kinder einfach, aber gut. Sein ältester Sohn Jakob, der mit vierzehn Jahren aus der Schule kam, war dem Vater eine Stütze. Er half ihm bei der Arbeit und war auch für dortige Verhältnisse im Jüdischen nicht unbewandert. Die Mutter des Knaben, eine sauber aussehende Frau mit heiterem Gesicht, sitzt eben auf der Bank vor dem Häuschen und wartet auf die Rückkehr des Mannes. Sie nimmt sich eine Spitzenarbeit vor, in der kunstvoll zwei Sabbathlichter und ein Brot eingehäkelt sind. Die Turmuhr schlägt jetzt dumpf! – acht Mal! – Die Frau legt ihre Arbeit weg, sieht noch einmal, ob ihr Mann nicht kommt und läuft dann hastig die Dorfstraße hinunter.
- Kommen wir ein Jahr später in das Haus, so merken wir, daß sich hier viel zugetragen hat. Der Vater, der jetzt am Fenster sitzt und schnitzt, wurde von einem umfallenden Baumstamm getroffen und schwer verletzt. Nach langem Krankenlager ist er wieder hergestellt, aber zum Holzhacken unfähig. Da er gut schnitzen kann, probiert er´s damit. Am Anfang geht´s auch ganz gut; aber später kann er seine Ware nicht mehr absetzen und gerät in Schulden. In das sonst so freundliche Haus kommt dumpfe Stimmung und Sorge hinein. Die Mutter plaudert nicht mehr mit den Nachbarinnen: der Jakob geht nicht mehr wandern, sondern sinnt nur noch, wie er seinem Vater helfen kann. – Eines
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Tages, als die Eltern bei Tisch saßen, kam Jakob ganz gegen seine Gewohnheit freudig hereingestürmt. „Ich hab´s“, rief er freudig und sprang ein paar Mal im Zimmer herum. Die Eltern mahnten ihn und sagten, seine Suppe würde kalt. Doch der Jakob setzte sich nicht, sondern erzählte, daß er mit einer Karre herumziehen und des Vaters Waren verkaufen wolle. Zuerst willigte der Vater nicht ein; aber auf das Drängen seines Sohnes und das der Nachbarn, gab er seine Zustimmung. In der nächsten Woche hatte der Jakob zu tun. Er besserte die Karre aus und verpackte die geschnitzten Figuren und Gegenstände in eine große Kiste. An jede der Figuren klebte er ein Zettelchen mit dem Preis. Die Mutter war indes um ihren Sohn nicht unbesorgt. Sie strickte und häkelte unermüdlich, um seinen Bedarf zu decken. Als sie fertig war, packte sie ihm Kleider, Wäsche und Lebensmittel ein. –
An dem Morgen, an dem Jakob loszog, hatten sich alle Dorfleute eingefunden, um Abschied zu nehmen. – Jakob konnte die vorhergehende Nacht nicht schlafen und war auch am Morgen früh auf, um die letzten Vorkehrungen zu treffen. Er legte seinem Hunde, der ihm ein treuer Gefährte werden sollte, das Geschirr an, zog den Wagen vor das Haus und spannte ein Leinentuch darüber. Dann ging er wieder in das Haus zurück. Seine Eltern waren auch schon angekleidet und liefen geschäftig hin und her. Als sie das letzte Mal mit ihm gegessen hatten, segneten sie
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ihn. Zum Andenken gab ihm der Vater eine kleine Tefilloh und die Mutter ein geerbtes Goldstück mit. Vor dem Haus nahm er Abschied von seinen Freunden und Dorfleuten. Dann zog er an und fuhr geradewegs aus dem Dorfe hinaus. Als er hinter dem Dorfe war, sah er noch einmal zurück und ein paar Tränen rollten ihm die Backe herunter. Aber er nahm sich zusammen, biß die Zähne aufeinander und fuhr weiter. Es war ein schöner Morgen und der Wagen nicht so schwer. Als er von Ferne die Dächer des ersten Städtchens sah, jauchzte er und marschierte froher auf sein Ziel los. Bis Nachmittag blieb er in dem Städtchen und verkaufte auch einige der Schnitzereien, allein, er wünschte sich mehr Erfolg. Am nächsten Ort traf er eine Bäuerin, die ihm einen Taler versprach, wenn er sie auf seinem Wagen mitnehmen würde. Da ihm dies ein einträgliches Geschäft schien, willigte er ein, und bekam außer dem Geld noch eine Lagerstätte für die Nacht. Er erzählte der Bäuerin den Grund seiner Fahrt, und nachdem ihm diese etwas abgekauft hatte, sagte sie ihm, er solle in ein abseits gelegenes Städtchen gehen. Dort sei Kirmes und an solchen Tagen würden die Leute leichter Geld ausgeben. Jakob ging auf diesen Vorschlag ein, und zog am nächsten Morgen – gestärkt durch den ihm nötigen Schlaf – los. Unterweges fiel ihm das Geschenk seines Vaters ein. Er wollte G´tt danken und holte zu diesem Zweck die kleine Tefilloh hervor. Er begann die Worte langsam und andächtig zu murmeln. Das tat er nun jeden Morgen und fühlte sich befriedigt,
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wenn er gebetet hatte. An diesem Tage fiel ihm seine Arbeit schon leichter, und er erreichte auf einem Umwege das Städtchen. Da ging es munter zu. Auf einem großen Platze war der ganze Rummel aufgebaut. Und alt und jung gaben ihre letzten Groschen aus oder vergnügten sich damit, zuzusehen, wie es andere taten. Jakob bahnte sich mit Mühe einen Weg und stellte seinen Wagen neben ein großes Karussell, nahm die Leinendecke ab und baute seine Figuren auf. Schnell sammelte sich eine neugierige Menge um ihn, aber Jakob ließ sich nicht in seiner Arbeit stören, bis er fertig war. Dann rief er mit heller Stimme: „Kommt nur, kommt! Seht die billigsten handgeschnitzten Figuren.“ Er übertönte alle Ausrufer, und bald war die erste Kiste verkauft. Bei der zweiten Kiste erzielte er höhere Preise, und war mit dem Erfolg sehr zufrieden. Als seine Ware ausverkauft war, zog er weiter, um vor der Nacht in ein Dorf zu kommen, in dem das Übernachten billiger als in einem Städtchen ist. Er fand aber keinen Bauern, der ihn aufnehmen wollte, so daß er sich gezwungen sah, unter freiem Himmel zu übernachten. Er wickelte sich in seine Decke und wachte am Morgen wieder frisch und arbeitsfroh auf. Sein Hund lag neben ihm und leckte ihm die Hände. Jakob rieb sich die Augen, ging zu einem nahen Quell´ und wusch sich. Nachdem er und sein Hund gefrühstückt hatten, zogen sie in eine nahe Stadt, um zwei Pakete mit neuen Schnitzereien von der Post zu holen und das bisher gelöste Geld nach Hause zu schicken. Als er an sein Ziel gekommen war, fand er dort drei Kisten mit schön geformten Tieren, Knöpfen
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und anderen Gegenständen. Aber die größte Überraschung sollte noch kommen. Zu unterst, in einem kleinen Päckchen, lag ein geschnitztes Kunstwerk, das Jakob mit seinem Wagen und seinem Hund darstellte. Jakob freute sich sehr und hob es behutsam auf. Mittlerweile war aus dem Wagen Jakobs Wohnung geworden. Wenn es regnete, kroch er unter das Leinentuch und spielte mit dem Hunde. So lebte er Monate dahin. Mehrere Male hatte er schon neue Sendungen bekommen, als ihn plötzlich das Heimweh plagte, und er nach Hause wollte; allein, was sollte aus der Familie werden? So bezwang er sich und zog weiter. Unterdes hatte der Winter seinen Einzug gehalten und für Jakob war es jetzt schwerer, seinen Wagen über verschneite Wege und Straßen zu ziehen. Als er wieder eines Abends, es war schon dunkel geworden, schweren Herzens über eine Dorfstraße fuhr, sah er an einem Fenster vier Leuchter mit acht Kerzen stehen. „Chanukah!“ jubelte es in ihm, und eilte frohen Schrittes auf das Haus zu. Er ward gerne aufgenommen, und mußte, als er seine Geschichte erzählt hatte, essen und trinken. Vorher entzündete er und sang mit heller Stimme die Brocho, wie sie ihn sein Vater gelehrt hatte. Leider war schon der 8te Tag gekommen, aber das änderte an der Stimmung nichts. Nach dem Essen wurde getrendelt, und Jakob fühlte sich wie zu Hause. Er schlief mit den drei Söhnen seines Vaters, wie er den Hausherrn schon nannte, zusammen. Als sie am Morgen aufwachten, war alles verschneit, und es schneite und stürmte noch immer. Bis Mittag hatte sich ein Schneesturm entwickelt, und Jakob war gezwungen, bei der
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Familie zu bleiben. Er verlebte dort fröhliche Tage, und dachte mit Kummer daran, wenn er wieder scheiden müsse. –
Und wirklich bald war der Tag da. – An dem Morgen, an dem Jakob losziehen wollte, baten ihn seine Wirtsleute, doch noch einen Tag zu bleiben, denn sie hätten ihm noch eine wichtige Mitteilung zu machen. Jakob schwankte und wußte nicht, was er tun sollte; aber eigentlich war er froh, noch einen Tag bleiben zu dürfen. Diesen Tag verlebte er besonders fröhlich und am Abend, als die drei Söhne schon im Bett lagen, riefen ihn seine Pflegeeltern und erzählten ihm, sie hätten eine Stelle als Gärtner für ihn in einem reichen Hause angeboten bekommen. Er bekäme ein schönes Gehalt und dürfe bei ihnen wohnen. Die Einwilligung der Eltern hätten sie bereits eingeholt und es fehle nur noch sein Ja oder Nein! „Ja aber meine Eltern?“ fragte er, „Ja! deine Eltern haben eine kleine Rente von der Unfallversicherung bekommen und können sich bei ihren bescheidenen Ansprüchen selbst ernähren!“ Gleichzeitig überreichten sie ihm einen Brief seines Vaters, in welchem er ihm dies bestätigte und schrieb, daß er sein Gehalt von jetzt ab für die von ihm so lange ersehnte weitere Ausbildung verwenden dürfe!